Aktuelles von der FBG Südheide

DIE EICHE IM KLIMASTRESS

Aktuelle Herausforderung
Die anhaltenden Stressfaktoren wie Hitze und Trockenheit setzen den Eichenbeständen stark zu. Dies führt zu einem erhöhten Befall durch Schaderreger, die sich bei den wärmeren Temperaturen sehr wohl fühlen und die Eichen massiv schädigen können. Insbesondere holzbrütende Käfer befallen in der Folge sowohl stehende als auch gefällte Bäume, was zur Zerstörung des wertvollen Kernholzes führt. Ein wachsender Anteil des Eichenholzes ist daher von Fraß- und Bohrspuren betroffen.

Ziel
Es ist essenziell, die Käufer von Eichenholz über diese Veränderungen aufzuklären und eine Akzeptanz für Eichenholz mit Merkmalen von Insektenbefall zu schaffen. Zudem müssen neue Vermarktungswege für dieses Holz erschlossen werden. Ansonsten bleibt nur die thermische Verwertung oder das Verrotten im Wald – letzteres würde die Schädigung weiter verschärf

Die aufgeführten Insekten befallen als sogenannte „Sekundärschädlinge“ lediglich Eichen, die in ihrer Vitalität geschwächt sind. Da es sich um holzbewohnende Insekten handelt, sind diese i. d. R. nicht in der Lage, eine Eiche zum vollständigen Absterben zu bringen.
Dies schafft nur der gemeinsame Befall mit anderen Insekten oder auch Pilzen und Bakterien, die zusätzlich die Nährstoffleitungsbahnen unter der Rinde zerstören.

DIE DERZEIT RELEVANTESTEN HOLZBEWOHNENDEN INSEKTEN FÜR DAS KERNHOLZ:

Zweipunkt-Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus)

  • derzeit gefährlichster Käfer
  • Flugzeit: Mai/Juni
  • die Larve bohrt nur einen 3,5 mm großen Hakengang unter der Rinde, was zum Absterben der Eichen führt.

Eichenholzbohrer (Xyleborus monographus)

  • Flugzeit: März/April und Juni/Juli
  • Fraßgang 1,4 mm
  • 1. Generation geht bis in das Kernholz, 2. Generation verbleibt i.d.R. im Splint
  • Fraßgänge dunkel verfärbt Eichenkernkäfer (Platypus cylindrus)
  • Flugzeit: Juli bis September (Oktober)
  • ab August sehr grobfaseriges Bohrmehl am Stamm erkennbar
  • Fraßgang: 1,8 mm dunkel verfärbt,
  • Überwinterung im Splint, Eindringen in den Kern i.d.R. im Folgejahr erst ab März!

Wichtiger Hinweis: Die Käferlarven sterben bei fachgerechter Trocknung ab, wodurch das Holz bedenkenlos weiterverarbeitet werden kann. Eine weitere Ausbreitung ist somit ausgeschlossen.

Was können die Waldbesitzer tun?
Für den Erhalt der Eichenwälder ist ein intensives Monitoring unerlässlich. Aus Forstschutzsicht sollte hierbei der Fokus auf dem Eichenprachtkäfer liegen. Aus Sicht der Holzverwendung muss der Fokus auf den Eichenkernkäfer gelegt werden, da dieser unter den holzbewohnenden Insekten derzeit am häufigsten auftritt. Das Auftreten beider Insekten steht in engem Zusammenhang. In befallenen Beständen reicht es, das Monitoring auf den Kernkäfer auszurichten, der anhand seines Bohrmehls leichter als der Prachtkäfer zu erkennen ist.

Ab Juli-August bis Ende September sollten die wertvollsten Bestände
jährlich abgelaufen und an der Stammbasis nach Bohrmehl gesucht werden. Befallene Bäume müssen zeitnah eingeschlagen werden. Der Früheinschlag ist wichtig, da der Eichenkernkäfer bei Erstbefall im Splint überwintert. Die Einbohrungen in den Kern erfolgt erst ab März des Folgejahres. Je früher die Stämme für den Kunden bereitgestellt werden, desto mehr Handlungsspielraum wird den Sägewerken gegeben, um das Holz noch
vor März weiterzuverarbeiten. Andernfalls bohrt sich der Kernkäfer mit ca. 1 mm pro Tag durch die Eichenstämme. Beim Monitoring sind alle Bäume anzusteuern. Jeder Baum erhält
eine farbliche Markierung, um zu dokumentieren, dass er im jeweiligen Jahr überprüft wurde und keinen Befall aufweist. Sobald der Kernkäfer gefunden wird (erster Befall), müssen die Eichen genutzt werden.

Was bedeutet das für die Sägewerke?
Der Einkauf von Eichenrundholz wird risikoreicher. Der volle Umfang des Schadensausmaßes ist oft erst nach dem Aufschnitt sichtbar. Außerdem ist der Wald kein sicherer Ort mehr, um Eichenstämme länger zu lagern. Dies stellt die Säger vor große Herausforderungen
in der Logistik, der Lagerhaltung und den Einschnittszeiträumen. Um „Zeit auf der Säge“ zu verschaffen, besteht eine Möglichkeit darin, Kernkäferholz in sogenannten „Wood-Packern“ einzuschweißen. Dabei wird der Eichenkernkäfer unter Sauerstoffentzug abgetötet.
Bedeutung für die Holzverwendung? Aufgrund des Klimawandels wird es zukünftig mehr Holz mit Merkmalen von Fraßspuren auf dem Markt geben. Trotz der Fraßspuren bleibt das Holz in vielen Anwendungsbereichen nutzbar.

Außenbereich:

  • Garten- und Landschaftsbau (nicht maßhaltige Konstruktionen)
  • Außenmöbel
  • Holzfassaden (hinterlüftet)
  • Leitplanken, Lärmschutzwände
  • Eisenbahnschwellen

Innenbereich:

  • Fertigparkett, Dielen
  • Möbelbauplatten, Tischplatten, Treppen
  • Optisch passt das befallene Holz gut zu rustikalen Sortierungen wie Wild- oder Asteiche.
  • Behandlung: Bohrlöcher mit Wachs oder Kunstharz verschließen, Oberflächenölen. Kunden sollten über die Merkmale informiert werden, da diese Hölzer nicht der DIN-Norm für makelloses Laubschnittholz entsprechen.

Welche Lösungen sind nötig?
Langfristig muss das Ziel verfolgt werden, das Merkmal „Insektenfraßgang“ positiv zu verändern und dieses als natürliches Merkmal zu etablieren. Dabei geht es sowohl um die statischen Eigenschaften (DIN) als auch die optischen Veränderungen. Angesetzt werden muss mittelfristig beim Endkunden und Verbraucher und vorrangig bei den Normungs- und Kontrollausschüssen sowie bei den Verarbeitern von Eichenholz.
Um kurzfristig einen Absatzmarkt für Eichenkernkäferholz zu etablieren, würde die vorrangige Verwendung von Holz mit Insektenfraßgängen im öffentlichen Bau eine mögliche Lösung darstellen.

Eiche im Klimastress

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe

Stand: 16. Juni 2025

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